Die KW Institute for Contemporary Art freuen sich, K, zu eröffnen – eine Ausstellungswerkstatt, die von dem Designer, Kurator, Autor und Dozent P. Krishnamurthy initiiert wurde. Als Teil des Residency-Formats A Year with … bildet K, einen Raum für Produktion, Präsentation und potenzielle Pädagogik. Das Projekt stellt sowohl die Weiterentwicklung als auch Umkehrung von Krishnamurthys P! dar, den er von 2012–17 als Ausstellungsraum, Galerie und „Mom-and-Pop-Kunsthalle“ in New York unterhielt. Wie Krishnamurthy schon in anderem Zusammenhang formulierte, soll dieser neue Ort
eine präzise Position propagieren: Kuration, Design und andere künstlerische Bestrebungen unserer Zeit müssen die Perfektion des planmäßigen Produkts pflichtgemäß ablehnen. Vielmehr sollten sie den kreativen Prozess als solchen darstellen, mit all der Pluralität positiver Ergebnisse und punktueller Pannen [1],
die möglicherweise
sogar alltägliche Dinge „bumpier“ [holpriger] machen [2]
– oder irgendeine kakofonische, kryptische, konfuse Kaka dieser Art.
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Als Ausstellungsmacher und Grafikdesigner spielt Krishnamurthy mit einer Reihe von Konzepten wie Identität und ihrer Konstruktion, typografischen Mikronarrativen, selbstreferentiellen Präsentationsweisen, geordneten Kurationsstrategien, institutionellen Modellen, sowie dem Verhältnis von Design zu historischen und heutigen Machtstrukturen. K, steht sowohl für eine Bestandsaufnahme als auch für einen Neuanfang: Die Werkstatt ermöglicht die Reflexion bestehender Modelle interdisziplinärer Praxis. 2018 wird K, Standort einer kontinuierlichen Residency und Ausstellung sein. Als Teil des Programms lädt K, KünstlerInnen, KuratorInnen, DesignerInnen und weitere Personen zur Teilnahme ein, deren Namen (beziehungsweise Pseudonyme oder KünstlerInnennamen) mit dem Buchstaben „K“ beginnen, um die aktuelle Präsentation im Dialog mit Krishnamurthy zu transformieren. K, wird zudem mit Kunsthochschulen und anderen Bildungseinrichtungen kooperieren, um Ideen und Konzepte vor Ort zu erproben. Mit diesen Aktivitäten wird das Programm innerhalb eines begrenzten (Zeit-)Raums Denk- und Schaffensprozesse sichtbar machen.
Das einjährige Programm eröffnet im Februar 2018 mit einer Präsentation der Arbeiten des ostdeutschen Grafikdesigners und Ausstellungsmachers Klaus Wittkugel (1910–85). Wittkugel, seinerzeit eine führende Persönlichkeit im Bereich Gestaltung, vermittelte im Dienste der ehemaligen DDR mit seinen Plakaten, Bucheinbänden und Propagandaausstellungen sozialistisches Gedankengut. Seine Methodik verband modernistische Abstraktion und selbstreflexive Fotomontagen, wobei er die formalen Mittel dem jeweiligen Auftrag anpasste. Wittkugel war zudem ein einflussreicher Professor für Grafikdesign und lehrte über vierzig Jahre an der damaligen Kunstakademie Berlin-Weissensee. Die Präsentation bei K, umfasst Druckerzeugnisse, Fotografien und dreidimensionale Designs in einer assoziativen Installation, die aus einer intensiven Recherche Krishnamurthys zu Wittkugel und aus dessen Ausstellung im Jahr 2016 bei P! hervorgegangen sind. Sie versucht, die Werkgruppe mit ihren impliziten Fragen zur Rolle politischer Ideologie im Kontext von Design für eine kritische, zeitgenössische Betrachtung und künftige Forschung zugänglich zu machen. Als bedeutende, kontroverse und multidisziplinäre Persönlichkeit, deren Werk noch immer nicht die ihr gebührende Anerkennung erfahren hat, repräsentiert Wittkugel einen Ansatz, der Fragen rund um Abstraktion, Typografie, politische Sprache und historische Narrativen untersucht.
Kainotophophia: Angst vor Veränderung, Widerstand aus Angst
Nach dem kalten Wetter mit kommunistischer Kunst von Klaus Wittkugel kraxelt K, auf seinem scheinbar chaotischen, doch kühn kalibrierten Kurs aufwärts. Das Kalenderjahr 2018 kombiniert kreative Köpfe mit kontrastreichen Konzepten des Ausstellungsmachens. Statt sämtliche KomplizInnen von Anfang an anzukünden, komponiert das Programm gleichsam die künstlerischen Konstellationen und katalysiert mit der Zeit einen Kreislauf steigender Kontrollversuche. Mit klaren und eher kunterbunten Additionen, Subtraktionen und Vervielfältigungen von Kunstwerken, Objekten, Ideen und Displays kumuliert die Präsentation stetig. Und so konstruiert K, sich selbst – ein mit einem Komma verknüpftes Zeichen nach dem kommenden.
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[1] Prem Krishnamurthy mit Stella Bottai: Ausstellungstext und Publikation für P!CKER in der Stanley Picker Gallery, Kingston University London, September 2017
[2] Prem Krishnamurthy, P!DF (O-R-G: New York, 2017)
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IMPRESSUM
Kurator: P. Krishnamurthy
Assistenzkuratorin: Judith Gärtner